Am 6. August berichtete ich in meinem Beitrag MICHIKOCHT – Kochschule und Bauernmarkt am Nollendorfplatz darüber, dass in unserem Nollendorfkiez ein wöchentlicher Bauernmarkt eröffnet. Am 14. August war nun der Auftakt des Foodassembly Nollendorfplatz im Squarehaus in der Bülowstraße 6 in “Michi’s Kochschule”, die von Michael Rivera-Hoffmann geführt wird.
Was ist Foodassembly?
“Foodassembly ist ein gemeinnütziges Projekt aus Frankreich, welches regionale Bauern und Endverbraucher zusammenbringt, ohne den Zwischenhandel. Der Kunde bestellt online Ware und kann sie dann bei mir in der Bülowstraße 6 jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr abholen. Das Besondere an dem Konzept ist, dass der Erzeuger oder Bauer persönlich vor Ort ist um dem Kunden die Ware zugeben. Somit entsteht eine enge Beziehung zwischen Bauer und Kunde. Des Weiteren ist bei diesem Modell die Gewinnmarge für den Bauern größer und er muss auch nur die Artikel mitbringen, die bestellt werden. Somit werden also Ressourcen und Lebensmittel geschont.”
Die Eröffnung – Gib Deinem Bauern die Hand
Wenn ich nachmittags vor der Bar Voyage saß und meinen Latte Macchiato trank, wurde ich von einigen Nachbarn angesprochen, die meinen Beitrag gelesen hatten und mehr über die Foodassembly wissen wollten. So erzählte ich gern, was ich bereits von Michi wußte und lud sie ein, zur Auftaktveranstaltung zu kommen.
An dem Tag war es heiß, sehr heiß sogar. Ich hätte mich lieber mit Freunden in einen Biergarten gesetzt oder wäre an einen See gefahren, aber ich hatte Michi versprochen, zu seiner Eröffnung zu kommen. Am Nachmittag mußte ich noch etwas besorgen und wollte vorher noch nach Hause, um meine Einkäufe abzuladen. Als ich die Bülowstraße entlang lief, kam mir schon Babsi mit ihren WG-Bewohnern und ihrer Nachbarin Sandra entgegen. Ich freute mich, dass sie der Einladung folgten und sagte ihnen, dass ich in ein paar Minuten auch dazu kommen würde.
Unser Gastgeber, Michi, hatte nicht zu viel versprochen. So konnten wir von den mitgebrachten Erzeugnissen naschen, probieren und unseren künftigen Bauern die Hand geben. Mit einer kleinen Ansprache stellte uns Michi das Konzept der Foodassemblies sowie “seine” Bauern vor.
Als ich auf den Hof der Bülowstraße 6 kam, war es dort bereits gut besucht. Es standen dort vier Biertische, auf denen die Bauern ihre mitgebrachten Erzeugnisse aufgebaut hatten. Michi war umringt von einem Kamerateam des rbb, die eine Sendung zu dem Projekt Foodassembly drehten. Babsi und Sandra kamen auf mich zu und meinten: “Das hier mußt Du unbedingt probieren. Hm, ist das lecker!”
Sie waren beide schon bei Monica vom Kräutermarmeladenkessel und hatten dort bereits einige Produkte probiert. Kräutermarmelade – noch nie gehört? Wir auch nicht. Monica produziert Marmeladen und Fruchtaufstriche nach alten Rezepten mit Kräutern und Rohstoffen aus behutsamer Sammlung in der freien Natur und heimatnahem Einkauf von Anbietern mit kontrolliert-biologischer Qualität. Die Zutaten bei ihren Fruchtaufstrichen sind Früchte, Blüten, Blätter, Kräuter, Fruchtsaft, teilweise Bio-Alkohol (z.B. Campari, Proseco, Likör, Rotwein, Rum), Bio-Rohrohrzucker, Geliermittel Apfelpektin. Bio-Zitronensaft oder Bio-Orangensaft und Bio-Gewürze. Bei Marmeladen oder Gelees benutzen die meisten Menschen Gelierzucker. Monica hält es da wie zu Omas Zeiten. Damals gab es kein Gelierzucker und um Marmeladen oder Gelees einzudicken, wurde selbst hergestelltes Pektin verwendet. Und da dies sehr einfach ist, macht sie es heutzutage noch so.
Solche Brotaufstriche und Marmeladen hast Du noch nie gegessen.
Xin, Babsi’s chinesische WG-Mitbewohnerin, war von den Chutneys von Michael Maria Ziffels (Ziffels Feinkost) begeistert. So probierte ich das Jolokia Chutney, das seinen Namen durch die hier verwendetet Chilischote hat und derzeit das schärfste Produkt aus dem Hause Ziffels Feinkost ist. Scharf ist hier gar kein Ausdruck – mir blieb schlichtweg erstmal die Luft weg.
Glücklicherweise gab es einen Brotstand unter den anwesenden Erzeugern. “Endorphina” so der Name der Bäckerei war in diesem Moment absolut passend. Endorphine regeln Empfindungen wie Schmerz und Hunger. Zudem wird das Endorphinsystem unter anderem in Notfallsituationen aktiviert. Diese “Notfallsituation” hatte ich nach dem Löffelchen Jolokia und Brot nimmt ja bekanntermaßen die Schärfe. So nahm ich mir noch zwei Stückchen von dem leckeren Couronne-Brot und widmete mich dem Honigstand. Bei André von der Imkerei an der Probstheide probierte ich HOZI – Zimt in Blütenhonig und HOKA – Kakao in Blütenhonig. ROSALIE – Rosenblütenblätter in Akazienhonig fand ich besonders lecker. Nach dem Brot- und Honiggenuß waren meine Geschmacksnerven wieder vollständig hergestellt.
Bei Angelika von der Luch-Gärtnerei aus Märkisch-Luch gab es Obst und Gemüse, welches sie wie zu Großmutters Zeiten anbaut und das schmeckte man auch. Mirabellen hatte sie uns mitgebracht sowie verschiedene Tomatensorten und Gurken.
Die Schlangengurken, die wir aus dem Supermarkt kennen, waren nicht normgerecht gerade, sondern waren so, wie sie nunmal gewachsen sind. Sie waren lecker, knackig und hatten einen intensiven Gurkengeschmack.
Die Tomaten hatten es mir besonders angetan. Schon lange war ich auf der Suche nach Tomaten, die wie zu meinen Kindsheitstagen schmecken. Die Tomaten aus dem Supermarkt, auch die dortigen Bio-Tomaten, kaufe ich schon lange nicht mehr. Leckere Tomaten habe ich in den letzten Jahren immer auf demWinterfeldtmarkt bei einem Stand meines Vertrauens gekauft. Künftig werde ich meine Tomaten allerdings bei Angelika beziehen. Probiert sie einfach aus. Ich denke, ihr werdet ebenso begeistert sein.
Mit Tofu kann man mich eigentlich nicht hinterm Ofen vorlocken und so war ich auch etwas skeptisch, als ich mich noch bei den Tofu-Tussis umschaute. Da ich aber alles probiere, um mir ein eigenes Urteil zu bilden, habe ich mich auch durch das Tofu-Angebot durchprobiert.
Franzi & Elena, sind die TofuTussis. In ihrer kleinen Berliner Tofurei in der Markthalle IV stellen sie seit Sommer 2014 in liebevoller Handarbeit frischen Bio-Tofu her. Hierfür verwenden sie ausnahmslos deutsche Sojabohnen und Zutaten in bester Bioqualität. Ihr Tofu kommt eingeschlagen in Bio-Frischepapier daher. Da sie in keinerweise konservieren oder pasteurisieren, ist ihr frischer Tofu gekühlt bei +4 – 7° C zu lagern und innerhalb etwa einer Woche zu verbrauchen.
Der Tofu mit Kokosraspeln war nicht nach meinem Geschmack, ebenso nicht der Tofu mit den gerösteten Erdnüssen. Der geräucherte Tofu war da schon deutlich besser. Ebenso der Tofu mit Mangostückchen. Der war sehr lecker fruchtig und feucht und den kann ich mir zum Beispiel in einem Salat gut vorstellen. Besonders angetan und überzeugt hat der geräucherte Tofu mit schwarzen Algen. Der war dermaßen lecker, dass ich davon gleich mehrere Stücke probieren mußte und der wird sicherlich demnächst auch öfters auf meinem Speiseplan zu finden sein.
Zum Abschluß habe ich dann noch die Rohkostaufstriche von Fruleé probiert. Hier erfahre ich, dass ausgewählten, sonnengereiften Früchten der natürlicher Wassergehalt auf schonende Art entzogen und stattdessen edle Beeren, spritzige Zitronen und aromatische Bananen zugesetzt werden. Dadurch ensteht Geschmack & Vitamine in purster Form – natürlich alles in Bio-Qualität! Durch diese rein mechanische Verarbeitungsmethode, ohne jegliches Erhitzen, bleiben alle wertvollen Inhaltsstoffe der Zutaten erhalten und machen Fruleé zu einem Geschmackserlebnis ganz besonderer Art.
Ob zum Frühstück aufs Brot oder zum Löffeln zwischendurch – Fruleé ist etwas für Ausprobierer, Naschkatzen und Genießer! Ich habe sie alle probiert und fand sie gleichermaßen köstlich.
Die Auftaktveranstaltung fand ich sehr gelungen, auch wenn es an dem Tag wirklich sehr heiß war. Dennoch war es ein wunderschöner Abend mit tollen Menschen und Gesprächen. Zu den hier vorgstellten Erzeugern der Foodassembly Nollendorfplatz werden künftig weiter noch dazu kommen.
Wie Du einkaufen kannst
Nun habe ich Dich hoffentlich neugierig gemacht und Du wirst Dich fragen, wie Du all die tollen Sachen und vieles mehr bekommen kannst. Das Prinzip ist ganz einfach.
- Als erstes musst Du der Foodassembly Nollendorfplatz beitreten. Wenn Du diesen Link anklickst, kommst Du auf die Seite der Foodassembly Nollendorfplatz und klickst dort auf den Button “Dieser Assembly beitreten”. Nach Angabe Deiner persönlichen Daten bist Du kostenfreies Mitglied der Assembly
- Wenn der Verkauf für die nächste Verteilung eröffnet ist, erhälst Du eine E-Mail. Dann gehst Du auf die Webseite und klickst auf der linken Seite auf den Button “Verkäufe”. Hier siehst Du alle Produkte, die zum nächsten Verkauf angeboten werden und kannst Deine Produkte in den Warenkorb legen.
- Nachdem Du alle Produkte ausgewählt hast, die Du kaufen möchtest, klickst Du auf den Warenkorb und schickst Deine Bestellung ab.
- Freitags ist dann Verteiltag. In der Zeit von 17-19 Uhr holst Du dann die von Dir bestellten Produkte in der Foodassembly Nollendorfplatz, Bülowstraße 6 (im Squarehaus) bei Michi ab. Hier triffst Du dann auch Deine Bauern und kannst Dich mit ihnen unterhalten.
Aller Anfang ist schwer – Bitte weitersagen
Nun muss man faierweise sagen, dass die Bauern natürlich nicht wegen eines Salatkopfes, einem Bund Radieschen oder einem Glas Honig angefahren kommen. Das ist aus wirtschaftlichen Gründen sicherlich verständlich. Demnach benötigt unser Gastgeber in der Summe aller Bestellungen eine gewisse Mindestbestellsumme, damit die Produkte auch tatsächlich geliefert werden.
Daher kann es in den ersten Wochen passieren, dass Du etwas bestellst, aber leider die Benachrichtigung erhälst, dass die Verteilung ausfällt, weil die Mindestbestellsumme nicht erreicht wurde. Das ist zwar in dem Fall ärgerlich, sollte Dich aber nicht davon abhalten, für die nächste Woche wieder eine Bestellung aufzugeben.
Hier hilft einfach nur WEITERSAGEN! Je mehr Menschen von dem Projekt erfahren und davon überzeugt sind, desto mehr Bestellungen wird es geben und Verteiltage werden dann auch nicht mehr ausfallen. In Pankow gibt es beispielsweise seit einem Jahr eine Foodassembly, die mittlerweile mehr als 700 Mitglieder hat. Hier ist das Projekt gut angelaufen und wurde von den Anwohnern gut angenommen.
Die Foodassembly Nollendorfplatz hat immerhin auch schon 54 Mitglieder – aber da geht noch deutlich mehr und ich denke, was Pankow kann, das können wir in Schöneberg erst recht
Umfrage zum Verteiltag:
Aus Gesprächen habe ich erfahren, dass einige den Freitag als Verteiltag nicht geeignet finden, da wir ja samstags den Winterfeldtmarkt haben. Andere hingegen finden den Tag sehr gut, weil sie freitags ihren Wochenendeinkauf erledigen.
Was meinst Du?
Schreib doch mal bitte in die Kommentare, wie Du das Konzept findest. Was vermisst Du oder welche Fragen hast Du?