Es ist schon so eine Krux mit einer Straße – so ein landgebundenes Verkehrsbauwerk, das als Grundlage für Fahrzeuge und Fußgänger vorwiegend dem Transport von Personen und deren Nutzlasten von einem Ort zum anderen dient.
Schöner sollte sie werden, die Maaßenstraße. Keine typische Straße mehr, kein notwendiges Verkehrsbauwerk. Nein, eine “Begegnungszone” nach niederländischen Vorbild sollte es werden.
Aufwändig und mit viel (Steuer)Geld wurde sie umgebaut. Die Fahrbahn wurde verschmalert, Parkplätze fielen weg, unbequeme Metallbänke und bunte Betonpoller hielten Einzug. Zu allem Übel wurden die Richtlinen der Feuerwehr für die Sicherheit der Häuser mißachtet.
Im Jahr 2015 wurde in den Umbau zur Begegnungszone 1,3 Millionen EUR investiert – 835.000 EUR für den Umbau, der Rest für Planungsarbeiten. Finanziert wurde der Umbau aus Mitteln des Senats sowie aus öffentlichen Fördermitteln.
Großer Käse und 8.500 EUR je Meter Maaßenstraße
Im Oktober 2015 wurde die “Zone” zwischen Nollendorfplatz und Winterfeldtplatz eröffnet. Nach der vielen Kritik der misslungen Begegnungszone soll die Straße nun umgebaut werden.
„Es ist gut, dass es dieses Pilotprojekt gab, weil es jetzt an anderen Stellen nicht mehr gemacht wird. Das ist so großer Käse, dass daraus gelernt wurde.“
Michael Müller – Regierender Bürgermeister von Berlin
Der erneute Umbau wird wohl im siebenstelligen EUR-Bereich liegen. Die fianziellen Mittel werden aus dem Etat für Maßnahmen zur Verbesserung des Fußverkehrs zur Verfügung gestellt. Allein für das nächste Jahr hält der Etat hierfür 2,5 Millionen Euro bereit. Anwohner argwöhnen, dass die Kosten wohl deutlich höher ausfallen werden.
„Wir geben keinen Finanzrahmen bekannt, um die Planer nicht zu beeinflussen“, sagte Wohlfarth von Alm.
Werden in den Umbau der Straße zum Boulevard Maaßenstraße erneut 1 Million EUR Steuergelder investiert, so sind in den letzten 5 Jahren 2,3 Millionen EUR in die 305 Meter lange Maaßenstraße geflossen. Das wären ungefähr 8.500 EUR je Meter der Straße.
Walk of Freedom
“Maaßenstraße unter Wasser” lautete das Motto für die Gestaltung der 69 Betonquader. Verantwortlich für die Gestaltung der Betonquader waren die Künstler Sofia Camargo und Thomas E.J. Klasen.
Sofia Camargo sagte damals: „Man habe sich für dieses Motto entschieden, da es für gegenseitigen Respekt, Toleranz, Offenheit, ein harmonisches Miteinander und vieles mehr steht“.
Für den „Walk of Freedom“, deren Schirmherrin Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler ist, wurden ca. 22 der insgesamt 69 Betonquader von den Künstlern bemalt und mit dem Schriftzug “Walk of Freedom” versehen. Diese 22 Betonquader erhielten Motive, die alle einen Bezug zu Wasser haben. Wasser steht in der Kunst dafür, dass etwas fließend – in Bewegung ist. Zudem strahlt es eine gewisse Leichtigkeit aus, so dass die Betonquader nicht so schwer wirken sollen.
Wasser strömt, rieselt, springt, tanzt, schäumt, tobt und rast durch unser Leben. Das fließende Wasser ist ein Symbol für unser Leben, für unsere Lebenszeit und darüber hinaus für die Zeit selbst. Wir sagen, die Zeit verfloss, oder die Zeit verrinnt, oder die Zeit verströmt sich, wie es eben eigentlich dem Wasser zukommt.
Die restlichen Betonquader wurde unter Anleitung der Künstler mit Ideen der Anwohnerinnen und Anwohner bemalt. Zusätzlich wurden zu den Betonquadern 141 Poller in der Maaßenstraße aufgestellt. Das sind alle 2,15 Meter ein Poller.
Erneuter Umbau der Maaßenstraße – die Boulevard-Lösung
Am 25.09.2018 wurden auf einer Informationsveranstaltung im Rathaus Schöneberg die Ergebnisse der Evaluierung sowie die geplanten Änderungen nach der Erprobungsphase vorgestellt.
Nach den Evaluierungen der Maaßenstraße steht fest: Schön geht anders.
“Die Maaßenstraße sieht nicht so aus, wie wir uns das gedacht haben .”
Horst Wohlfarth von Alm – Referatsleiter der Senatsverkehrsverwaltung
Im Bericht der Evaluierungen ist zu lesen, dass sich das Verkehrsaufkommen verringert hat, die durchschnittliche Geschwindigkeit sich leicht erhöht hat, jedoch die höheren Geschwindigkeiten im Streckenverlauf deutlich abgenommen haben. Zudem hat sicher Anteil der Zufußgehenden um fast 30% erhöht. Der vollständige Bericht kann unter dem Link: Vorher-Nacher-Untersuchung gelesen werden.
Wasserspiel für Kinder
Das bisherige Planungsbüro LK Argus ist in den erneuten geplanten Umbau der Maaßenstraße nicht mehr involviert.
Das neu beauftragte Planungsbüro A24 Landschaft stellte auf der Versammlung die neuen Ideen für den Umbau der Maaßenstraße vor. Die Entwürfe fertigten die Planer im Auftrag der Verkehrssenatsverwaltung, in Abstimmung mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg an. Hierbei wurde versucht, die Ergebnisse von zwei Bürger-Werkstätten mit einfließen zu lassen. Nach den vorgelegten Entwürfen sollen sich Auto- und Radfahrer die Straße weiterhin teilen. Die Aufenthaltsqualität soll sich verbessern.
“So wie sie ist, kann die Begegnungszone nicht bleiben. „Wir wollen das Negativimage verwandeln.“
Bezirksstadträtin Christiane Heiß (Bündnis 90/Die Grünen).
Der favorisierte Entwurf ist die Variante “Boulevard Maaßenstraße”.
Die Straße soll klar gegliedert werden, mit einer geraden Fahrbahn genau in der Mitte. Die beiden Fahrstreifen werden durch Bordsteine begrenzt. An vier Stellen soll die Fahrbahn erhöht werden, damit Fußgänger und Menschen mit Gehbehinderungen die Straße leichter überqueren können und zudem diese die Autofahrer ausbremsen, um die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h einzuhalten. Ein geringer Schwenk der Straße in Höhe der Kreuzung der Nollendorfstraße bleibt bestehen.
Fußgänger erhalten zwischen Winterfeldtplatz und Nollendorfplatz durch breitere Gehwege mehr Platz. Die Gehwege laufen künftig links und rechts neben den Straßenbäumen entlang.
Dieser Entwurf kam bei vielen Besuchern der Informationsveranstaltung am besten an.
Ein Wasserspiel für Kinder zum Plantschen ist am Anfang der verkehrsberuhigten Seite der Nollendorfstraße vorgesehen.
Blumenkübel statt bepflanzter Baumscheiben
Um die Aufenthaltsqualität im “Boulevard Maaßenstraße” zu verbessern, sind Sitzlandschaften, Podeste, Liegebänke und Picknicktische geplant. Diese sollen teilweise um die Straßenbäume drapiert werden, sodass die liebevoll bepflanzten Baumscheiben dem Stadtmobiliar weichen müssen. Stattdessen sollen Blumenkübel und Blumenbänke aufgestellt werden, für die Pflanz- und Gießpatenschaften übernommen werden können.
Umbau sollte 2019 beginnen
Die Bezirksstadträtin Christiane Heiß (Bündnis 90/Die Grünen) versprach auf der Informationsveranstaltung den Umbau in diesem Jahr und der sollte im 2. Halbjahr beginnen.
Der geplante Umbau wird wohl in diesem Jahr nicht mehr kommen. Als Ursache für die Verzögerung sieht die SPD das Versäumnis der Bezirksstadträtin rechtzeitig die finanziellen Mittel beantragt zu haben.
Im Ausschuss für Straßen, Verkehr, Grün und Umwelt, sagte Christine Heiß, dass sich die Arbeiten verzögern, da sich die Verwaltung derzeit noch in in der dritten Evaluierungsphase” befindet.
Der Stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD, Christoph Götz-Geene, entgegnete: “Die Ergebnisse sind längst klar. Heiß hat den Projektanschluss verpasst, und jetzt sind auch noch die Landesmittel weg. Das sei ein „dickes Ding” und eine Zumutung für die Bürger.”
Der Plunder muss weg
Die SPD appellierte an die Senatsverwaltung, vor Beginn eines weiteren Verkehrsversuchs am Checkpoint Charlie zunächst die Maaßenstraße „in vernünftiger Form zu Ende zu bringen”. Er fügte hinzu: „Den Plunder, der in der Maaßenstraße herumsteht, kann niemand mehr sehen. Er muss weg.“
“Das wäre ein Skandal erster Güte”, äußerte sich der Franktionschef der CDU, Matthias Steuckardt, sollten die Anschuldigen stimmen. Die Stadträtin Christiane Heiß sei mit der Amtsführung offensichtlich überfordert. „Die Grünen haben hier eine personelle Fehlentscheidung getroffen, die zu Lasten der Menschen in Tempelhof-Schöneberg geht.“
Die Verkehrssenatsverwaltung ist verwundert, dass der Bezirk ein halbes Jahr nach der Vorstellung der Umbauentwürfe noch am Anfang des Planungsprozesses stehe. Die Bezirksstadträtin erhielt aber auch Rückendeckung aus der Verwaltung.
Die Berliner Morgenpost schrieb hierzu: „Der Bezirk plant einen dauerhaften Straßenumbau, der – wie üblich – aus Investitionsmitteln finanziert werden muss“, sagte eine Sprecherin der Verkehrssenatsverwaltung gegenüber der Berliner Morgenpost. „Der Bezirk muss für diesen Bedarf für den Haushalt anmelden. Hierfür ist noch genug Zeit.“
Die Berliner Morgenpost schrieb hierzu weiter: In der April-Sitzung der BVV musste Heiß laut Götz-Geene auf seine Anfrage hin einräumen, dass sich seit dem nichts getan hat, dass in Kürze aber ein Abstimmungstermin mit der zuständigen Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz anstehe. Auf Anfrage der Berliner Morgenpost sagte die Stadträtin: „Dass sich die weitere Planung verzögert, hat vor allem einen Grund: „Das beauftragte Planungsbüro ist ein Büro mit vollen Auftragsbüchern.“
Mindestens 8.500 EUR je Meter Maaßenstraße – das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Viel Geld, welches man sicher besser in marode Schulen investieren könnte, als in verträumte Spielereien von Verkehrsplanern.
Was denkst du über den künftigen Boulevard Maaßenstraße? Lass es mich in den Kommentaren wissen.