Kunst gegen Murks

Kunst
Die Maaßenstraße nach dem Aktionstag am 23.07.2016 - menschenleer an einem sonnigen Sonntagmittag

Kunst der Begegnung

Weiterer Aktionstag am 17. September 2016 in der Begegnungszone Maaßenstraße

Bereits am 16.07. und 23.07.2016 hatten die Künstler Sofia Camargo und Thomas E.J. Klasen versucht, durch einen buntbemalten Asphalt und Säcken mit Blumen die umstrittene Begegnungszone Maaßenstraße künstlerisch aufzuwerten. Nun findet einen Tag vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlungen ein weiterer Aktionstag statt.

Mit Ihrem Projekt “Encounter” wurden 2015 die 69 aufgestellten Betonquader unter Beteiligung von 100 AnwohnerInnen gestaltet. Einen Teil der Betonquader haben die Künstler selbst gestaltet, sie tragen den Schriftzug “Walk of Freedom”. Zusätzlich wurden drei Tierfiguren bemalt, die nach nicht mal einem Jahr völlig abgeranzt aussehen.

“Jeder ist ein Künstler” nach dem Motto von Joseph Beuys

In dem Beitrag “Mehr Zuspruch für die Maaßenstraße” von imwestenberlins.de habe ich gelesen, dass die beiden Künstler dafür zuständig sind, die Bürgerbeteiligung in der Maaßenstraße voranzutreiben. Allein das Wort “voranzutreiben” ließ mich zusammenzucken und es stellte sich mir die Frage, wer das Künstlerpaar hierzu beauftragt hat. Bezirk? Senat? Ich weiß es nicht, werde es aber am Samstag erfragen.

Klasen wollte wissen, “ob man das Image der Begegnungszone nicht noch einmal umkehren und verbessern kann, da alle schrieben, dass die Idee durchgefallen sei.”

An den vergangenen Aktionstagen hat das Künstlerpaar mit AnwohnerInnenn und Gewerbetreibenden gemeinsam daran gearbeitet, die Begegnungszone zu verschönern. Den Künstlern ist klar: So, wie die Begegnungszone jetzt aussieht, ist sie noch nicht fertig. Das sei gar nicht schlimm – schließlich gehe es bei so einem Projekt ja gerade darum, es Schritt für Schritt mit allen voranzutreiben.

– www.imwestenberlins.de

Und so wurde bei Musik der Asphalt bunt bemalt und Säcke mit Blumen aufgestellt.

Erneut wird von dem Künstlerpaar der städtebauliche Begriff “Begegnungszone” mit einer zwischenmenschlichen Art der Begegnung verwechselt. Städtebaulich ist die Begegnungszone ein Desaster. Die Schaffung einer Begegnungszone aus zwischenmenschlicher Sicht war in der Maaßenstraße aufgrund ihrer Kiezstruktur unnötig.

Ist das Kunst oder kann das weg

betonquader-kindÜber Kunst kann man sicherlich streiten und ob man nun diese buntbemalten Betonquader schön findet oder nicht, sei dahingestellt. Eines ist klar. Sie stellen ein Risiko für spielende Kinder dar und müssen weg. Selbst wenn sie bleiben sollten, frage ich mich jetzt schon, wie diese in 3 Jahren aussehen mögen, wer sich dann verantwortlicht fühlt, diese neu zu bemalen und welche Genehmigungen hierzu erforderlich sind. Von den finanziellen Mitteln hierzu ganz zu schweigen.

Kunst gegen Murks

„Die Begegnungszone wird genutzt, das ist schon mal ein erster Schritt“, sagt Camargo. „Jetzt geht es darum, eine nettere Atmosphäre zu schaffen.“ Wichtige Punkte dafür: Mehr grün durch noch mehr Pflanzen. Eine kommunikativere Positionierung der Bänke und eventuell ein anderer Boden. Außerdem stellen die Künstler sich eine Bepflanzung vor den Quadern als Schutzwall zur Straße vor.

– www.imwestenberlin.de

Eine Bepflanzung vor den Quadern als Schutzwall zur Straße!? Ich halte ihnen zugute, dass es Künstler sind und keine Städteplaner oder Sicherheitsexperten, denn sonst würde man nicht mal ansatzweise auf diese Idee kommen. Nur weil Menschen auf den Bänken sitzen, heißt es nicht, dass es funktioniert.

Die Maaßenstraße hat auf dem östlichen Teil ein Sicherheitsrisiko für Rettungsfahrzeuge. Im Notfall müssten schon jetzt Bänke abgeschraubt werden und bei mehreren Rettungsfahrzeugen könnte ein dazwischenstehendes Fahrzeug den Bereich nicht vorzeitig verlassen. Den Bereich noch mit zusätzlichen schweren Blumensäcken – der “netteren Atmosphäre” wegen – zuzustellen, wäre fatal.

Dass die Umgestaltung der Maaßenstraße in der bisherigen Form “Murks” ist, waren sich bei unserem Kiezgespräch am 25. August 2016 fast alle Beteiligte einig. Niemand hat etwas gegen eine bunt bemalte Straße oder Straßenfeste, aber dafür muss man nicht ganzjährig eine Straße in Verkehrschaos verwandeln und die Verkehrsteilnehmer verwirren. Mit Pflanzen und bunt bemaltem Asphalt kann zwar kurzfristig versucht werden, eine “nettere Atmosphäre” zu schaffen, sie lösen jedoch nicht die eigentlichen Probleme.

Aber daran arbeiten wir ja

Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Ayo Gnädig

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Gregor Selle

6 Kommentare

  1. Ich habe Frau Schöttler – AUF DIE WAHLUNTERLAGEN – ein persönliches DANK-SCHIEBEN geschrieben ……. daher hat sie leider meine Stimme nicht sicher …….. EGAL ! – ich glaube es wird Samstag ganz grauenvoll – die Künstlerin kam heute zu mir in den Laden und fragte für Samstag – ob wir Plakate in der Straße aufstellen wollen …… es gäbe schon ca. 60 Plakate – die in der Straße verteilt stehen sollen …… SORRY – aber ich habe nun fast 2 Jahre über die Straße gesprochen …… und mußte ihr leider statt Plakat einen “KORB!” geben – was unsere Teilnahme an der Veranstaltung angeht ……für 3 Hocker vor der Tür braucht das Ordnungsamt einen Plan mögl. vom Architekten abgesegnet – und Samstag stellt jeder ein Plakat in die Strasse …. mal sehen was wir vor der Laden stellen …… ICK FREU MIR DRUFF !

  2. Marketing- Aktion von Frau Schöttler. Stelle mir die Frage ob die Bezirksbürgermeisterin Schöttler ihre Kompetenzen missbraucht hat um für sich und ihr Projekt zu werben. Denn um am Samstag so eine Aktion zu machen benötigt man eine Genehmigung vom Bezirk. Und nicht zufällig fällt der Tag auf den 17.9, den Vortag der Wahl. Am Abend wird der RBB bestimmt auch ein positiven Bericht bringen und erneut negative Stimmen ausblenden. Daher kann ich allen Bürgern raten, geht am 17.9 zu der Veranstaltung und erzählt Frau Schöttler lautstark euren Ärger und Forderungen zur Änderung der Schöttler- Gedenk- Zone. Denn sie hat dem Unmut unter den Anwohnern und dem Gewerbe noch nicht verstanden.

  3. Wie immer, wenn Städtebauliches misslungen ist, dann war es künstlerisch gemeint. Unerträglich wie die neuen Führungskräfte ihre üppigen Gehälter mit ihrer verantwortungsvollen Arbeit rechtfertigen, aber Verantwortung übernehmen ist ein unbekanntes Fremdwort. Diese wird dann schlauer Weise an die Bürger und Künstler abgegeben. ???

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